Ein halbes Jahr war die Stelle unbesetzt, am 1. März hat Tessa Wilczoch als neue Integrationsfachkraft und Quartiersmanagerin Reichelsiedlung die Arbeit aufgenommen. Zuvor war sie in der Familienhilfe eines Duisburger Trägers und im kommunalen Integrationsmanagement der Stadt Duisburg tätig. Künftig ist die Sozialarbeiterin Ansprechpartnerin im Quartiersbüro an der Buchenstraße. Viel Zeit, um sich in aller Ruhe zu orientieren und einzuarbeiten, blieb der gebürtigen Duisburgerin jedoch nicht. Denn mit Jobantritt kamen die ersten Geflüchteten aus der Ukraine nach Rheinberg.
Weltweite Erfahrung fürs Quartier RP vom 06.05.2022

Tessa Wilczoch will als neue Quartiersmanagerin in der Reichelsiedlung die Wohnsiedlung weiter öffnen, „damit mehr Menschen aus anderen Bereichen der Stadt dorthin finden“. Foto: Armin Fischer (arfi)
Die 25-jährige Wahl-Rheinbergerin Tessa Wilczoch ist neue Integrationsfachkraft und Quartiersmanagerin in der Reichelsiedlung.
Zuvor hat sie in England und ein Jahr lang in Kamerun gearbeitet.
Mit Jobantritt kamen die ersten Geflüchteten aus der Ukraine.
Gemeinsam mit Ehrenamtskoordinatorin Britta Jacob hat Tessa Wilczoch ein Netzwerk für die Kriegsflüchtlinge, meist Frauen und Kinder, aufgebaut. „Derzeit betreuen wir etwa 140 Menschen aus der Ukraine, bieten ihnen Hilfe dabei, ihrem Leben hier Struktur zu geben“, erzählt Wilczoch. Das bedeutet beispielsweise: Es werden Örtlichkeiten für Treffpunkte gesucht, Mutter-Kind-Gruppen installiert oder eine Telegram-Gruppe als lokaler „Infokanal“ rund um das Leben in Rheinberg eingerichtet. Es geht ums Wohnen, um das Erlernen der Sprache, um das Bestehen im Alltag. Dabei soll demnächst auch ein Treffen helfen: Am Samstag, 21. Mai, wollen Geflüchtete und Ehrenamtler für ein Kennenlernen zusammenkommen. So könne das Hilfe-Netz weiter geknüpft werden, sagt Tessa Wilczoch.
Überhaupt: Netzwerken sei das A und O ihrer Arbeit, sagt die Quartiersmanagerin und Integrationsfachkraft. Informationen so zu lenken und zu verteilen, dass sie an den richtigen Stellen ankommen. Die Arbeit im Quartiersbüro sieht sie gut aufgestellt. Jetzt gelte es, die Fäden wieder aufzunehmen, die im Zuge der Corona-Pandemie abgerissen sind. „Die interkulturelle Woche wollen wir fortsetzen ebenso wie einige Projekte, die aufgrund der Kontaktbeschränkungen ‚eingeschlafen‘ sind“, sagt die Wahl-Rheinbergerin, die aber auch Neues ins Leben rufen möchte. Ein Fokus liegt dabei sicher auf der Arbeit mit Frauen und Kindern. Dabei richtet sie sich nach dem Bedarf der Menschen. Ihr großes Ziel: Die Reichelsiedlung weiter zu öffnen, damit mehr Menschen aus anderen Bereichen der Stadt dorthin finden.
Die Anliegen, mit denen die Menschen an sie herantreten, seien vielfältig. Bewerbung und Jobsuche seien in den ersten Wochen Themen gewesen. Papierkram eben, bei dem sie ein wenig auch Lotsin im oft unverständlichen Behördendschungel sei, sagt sie. Hier kann sich die sportliche 25-Jährige gut einfinden.
Während der Schulzeit war sie vier Monate in England; nach dem Abitur hat sie ein Jahr lang ihren entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Kamerun absolviert. „Ich habe Computer- und Englischunterricht gegeben, daneben auch Aufklärungsarbeit für Frauen und Mädchen geleistet“, erzählt die passionierte Fußballspielerin, die gerne reist. Dass sie über den Tellerrand der eigenen Kultur hinausgeschaut habe, komme ihr nun bei ihrer Arbeit zugute.
Von Nicole Maibusch