Frisches Gemüse aus dem Stadtgarten RP 03.11.2017

Beim Fest der Begegnung in der Reichelsiedlung warb Ole Langenbach an seinem Info-Stand für sein Projekt. Der 27-jährige Student erklärte, wo künftig Gemeinschaftsflächen in der Siedlung geschaffen werden könnten und welche Nutzpflanzen man dort kultivieren könnte. FOTO: Olaf Ostermann
“Urban Gardening” – das Nutzen öffentlicher Flächen für Gartenbau – gibt es bereits in vielen Großstädten. “Ich möchte es gerne in Rheinberg etablieren”, sagt Ole Langenbach. “Weil ich glaube, dass es auch in kleineren Städten einen Bedarf dafür gibt und Flächen vorhanden sind.” Nun rührt Langenbach für sein Vorhaben die Werbetrommel. Er sagt: “Ich kann nur die Konzeption entwickeln und Starthilfe geben. Den Rest müssen die Bürger selbst in die Hand nehmen.”
Ole Langenbach ist Student an der Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort. Dort studiert der 27-Jährige Energie und Umwelt. Um das städtische Gärtnern, konkret um sein Vorhaben in Rheinberg, wird es in seiner Bachelor-Arbeit gehen. “Auf Rheinberg bin ich gekommen, weil es nah an Kamp-Lintfort liegt, weil hier einige meiner Professoren leben und ich Kontakt zum Quartiersmanagement bekommen habe, das es hier gibt.”
Langenbach lebt in Homberg-Hochheide. Für seine Großeltern sei es noch selbstverständlich gewesen, einen Nutzgarten zu betreiben. Bei seinen Eltern habe der sich schon deutlich zu einem Zier- und Blumengarten gewandelt. Und in seiner Generation sei das Ziehen von Gemüse kein Thema mehr. Ole Langenbach: “Ich bin erst in Kontakt mit Pflanzen und Nutzgärten gekommen, als ich ein halbes Jahr lang ein Auslandspraktikum in Südfrankreich absolviert habe.” Wieder daheim sei er von der Wirklichkeit eingeholt worden. Ihm sei aufgefallen, wie viele Menschen in Ermangelung eines eigenen Gartens oder gar eines Balkons keine Möglichkeit mehr haben, selbst Gemüse anzubauen.
Nun möchte der Student möglichst viele Rheinberger für sein Projekt begeistern. “Ein paar Flächen stehen schon zur Verfügung”, so der 27-Jährige. Auch zwei städtische: an der Schulstraße gegenüber der Grundschule und am Pulverturm in Orsoy. Gleich neben dem Quartiersbüro an der Buchenstraße 6 stellen die Investoren der Reichelsiedlung ein Stück Land zur Verfügung. Der Plan ist, dass weitere Flächen hinzukommen, auf denen man Kohlrabi oder Blumenkohl anbauen kann. Langenbach: “Der Gedanke soll überspringen, die Idee soll sich verselbstständigen.”
Eine Idee sind Nachbarschaftsgärten. Gemeinsam etwas anbauen und dann gemeinsam ernten. Langenbach: “Was angebaut wird und wer welche Aufgaben übernimmt, das sollen die Beteiligten untereinander regeln.” Jedenfalls sollen den Beteiligten keine Kosten entstehen. Es soll eine “Pflanzenklappe” eingerichtet werden: Wer eine Pflanze nicht mehr braucht, gibt sie an einem zentralen Punkt ab, wo sie ein anderer abholen kann.
Auch Info-Veranstaltungen sind geplant. So wird Ole Langenbach am Donnerstag, 9. November, von 10 bis 12.30 Uhr in der Begegnungsstätte Reichelsiedlung an der Eschenstraße 28 über sein Projekt informieren. Dort und im Quartiersbüro an der Buchenstraße 6 (Telefon 01520 8754790) kann man sich erkundigen. Langenbach ist auch per Mail unter ole.langenbach@hsrw.org erreichbar.
Er hofft auf gute Unterstützung, weil bei frei zugänglichen Stadtgärten zwar die Gefahr bestehe, dass die Ernte mutwillig zerstört wird, die Vorteile jedoch klar überwiegen: “Das Umfeld wird aufgewertet, man kann frisches Gemüse kostenlos ernten, hält sich draußen auf und kommt in Kontakt mit anderen Menschen.” In der nächsten Woche möchte Ole Langenbach das erste Beet am Quartiersbüro anlegen.
Von Uwe Plien