Die Reichelsiedlung soll noch schöner werden WAZ 17.06.2014
Beim Quartalsgespräch mit den Investoren ging es um das Thema Quartiersmanagement. Damit soll das Angebot im Viertel verbessert und die Menschen zusammengebracht werden.
Für die junge Mutter ist der Spielplatz in der Reichelsiedlung eine Katastrophe. Ihre Nachbarin, eine ältere Dame, hat ganz andere Probleme. Sie ist ziemlich einsam und würde sich eine Freizeitgruppe gemeinsam mit anderen Senioren wünschen. Am besten natürlich vor der Haustür. Und ihre Freundin braucht Hilfe, damit sie weiterhin daheim leben kann. Drei Probleme von ganz vielen, für die es schnell eine Lösung geben könnte. Quartiersmanagement heißt das Zauberwort.
Ein schwieriges Wort, das für eine gute Idee steht: Alle Akteure aus einem Viertel, sprich Quartier, sollen ein Netzwerk bilden, um die Menschen im Sprengel zusammenzubringen und das Leben vor der Haustür zu verbessern und zwar genaus so, wie die Anwohner es wünschen.
In der Reichelsiedlung passiert bereits viel, sagen Bernard Bauguitte, der Leiter des Diakonischen Werkes in Rheinberg, und SPD-Ratsherr Peter Tullius. Verschiedene Verbände und Organisationen und auch die Stadt würden hier die verschiedensten Angebote machen. Ein Grundstock sei also bereits da, aber wie passgenau ist das Angebot wirklich? Die letzten Zahlen zur Bevölkerungsstruktur in der Reichelsiedlung stammten aus dem Jahr 2009, so Bauguitte.
Wer lebt hier eigentlich?
Viele Alleinerziehende habe es damals gegeben, auch sozial schwache Familien. Die Struktur habe sich verändert. Deshalb stehe am Anfang viel Statistik, es müssten neue Zahlen auf den Tisch.
Regelmäßig sitzen Bauguitte und Tullius mit den Investoren der Reichelsiedlung und anderen interessierten Rheinbergern in einer Runde zusammen, in den so genannten Quartalsgesprächen. Zum jüngsten Treffen kam auch der SPD-Landtagsabgeordnete Rene Schneider. Denn fürs Quartiersmanagement, für Projekte, für einen Quartiersmanager und ähnliches gibt es Geld vom Land. 80 Prozent eines Projektes finanziert Düsseldorf, 20 Prozent müssen anderweitig finanziert werden.
Von der Kommune? Peter Tullius möchte die Diskussion ungern unter finanziellen Aspekten führen. Rheinbergs Kassen sind leer, die Kommune muss die Vorgaben ihres Haushaltssicherungskonzeptes erfüllen und hat kein Geld übrig. Muss sie aber auch nicht, so Tullius und Bauguitte. Werde alles zusammengerechnet, was bereits in der Reichelsiedlung laufe, dann sei Rheinberg wahrscheinlich schon bei seinem 20-prozentigen-Projektanteil. So setzt Tullius darauf, dass im Stadtrat und in den Ausschüssen die Bereitschaft da sei, das Thema offen anzugehen. Die Fördergelder vom Land kämen dann noch obendrauf und würden viele Möglichkeiten eröffnen.
In einem ersten Schritt müssen alle Akteure an einen Tisch geholt werden. Und dann geht es darum, herauszufinden, was die Menschen im Viertel wollen. Anke Sczesny, die Quartiermanagerin in Rheinbergs erstem Quartier am Annaberg, hat dazu eine witzige Idee beigesteuert. Einfach mit einem Sofa durch den Sprengel ziehen, es an verschiedenen Stellen aufstellen und so mit den Anwohnern ins Gespräch kommen.
Von Carmen Friemond